Description
Am 31. Mai 2017 wurde direkt neben dem ehemaligen Sitz des NKWD bzw. KGB am Gedenktag für die Opfer des Hungers von 1931 bis 1933 in der einstigen kasachischen Hauptstadt Almaty ein Denkmal errichtet, fünfundzwanzig Jahre nach den ersten Planungen. Auch die Mühlen der Erinnerungspolitik mahlen langsam, zu langsam für eine Tragödie, derer sich die wenigen Zeitzeugen noch erinnern konnten und deren Aufarbeitung im Zeichen von Glasnost in den Debatten um Entstalinisierung und Dekolonialisierung der bis dato überlieferten sowjetischen Geschichte in greifbare Nähe rückte.
Während die Ukraine sich seit 1991 um die Anerkennung des Holodomors (Töten durch Hunger) als Völkermord bemühte, verhielt sich die kasachische Führung zurückhaltender, um nicht die Beziehungen zum großen Nachbarn zu belasten. In der Ukraine fielen nach Berechnungen der Akademie der Wissenschaften von 2008 etwa 3,5 Millionen, nach einer Studie ukrainischer Demographen etwa 4,5 Millionen Menschen dem Holodomor zum Opfer. In wesentlich dünner besiedelten Kasachstan mit etwa sieben Millionen Menschen starben zwischen 1,5 und zwei Millionen, etwa ein Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung. An genauen Zahlen fehlt es, die ethnische Zusammensetzung der damaligen Bevölkerung war durch den Zuzug von Russen und die Zwangsumsiedlung von Osteuropäern im Fluss und die notorisch schlampige sowjetische Bürokratie überfordert. Es war allerdings nicht die erste große Hungersnot in Kasachstan…